Aufmerksamkeitsenergie

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... auch gegen den Strom zu schwimmen ...

Man kann die bewusste Lebenszeit auch „Aufmerksamkeitsenergie“ nennen. nL brauchen die Aufmerksamkeitsenergie der E, sie sind Energievampire. Es gelten keine Regeln und keine Beschränkungen zur Erlangung der Energie, keine Hemmungen und keine Abwägung. Sie brauchen sie wie die Luft zum Atmen. Alle nL streben zur Macht, wollen bewundert und wollen gehasst werden. Sie brauchen die Feinde, um ihren Hass auf Sündenböcke ausrichten zu können und dadurch noch mehr Aufmerksamkeit ihrer E abzuschöpfen.

Sie leben in einer schwarzweißen Welt, jeder ist entweder Energiegeber oder Bedrohung. Wie bereits erwähnt, die Bedrohung ist für den nL nicht negativ. Sie gehört dazu, sie ist verantwortlich für alles Schlechte und Grund für die gebrochenen Versprechen. Die Bedrohung ist Ziel des Hasses, der Hass als Folge des Traumas lässt sich nicht beenden, entsteht immer weiter, also braucht er ein Ventil.

Der nL hält seine Umwelt in Trab, bringt die E dazu, auch den gleichen Feind zu bekämpfen, spaltet die Beziehungen zwischen anderen, um jede Person für sich energetisch nutzen zu können.

Der nL „konsumiert die Zeit des Anderen“ rücksichtslos, maßlos und reuelos. Das zeigt sich spürbar im Umgang mit nL: extrem lange Gespräche ohne ein Ende, welches genau das gleiche Gespräch über genau die gleiche Sache verhindern würde. Lange Texte, umständlich ausgedrückt, die, wollte man jeder Falschdarstellung präzise antworten, Bücherbände zur Antwort produzieren würden, so dass man lieber dem Autor zugesteht „blumig“ oder „fantasievoll“ zu schreiben und es mit der Wahrheitsdarstellung nicht so genau zu nehmen – freilich mit der Überzeugung, man würde den „Kern der Sache“ verstehen.

Und das ist der Grund, wieso die E bereit sind, ihre Aufmerksamkeitsenergie dem nL zu schenken: Sie glauben „den Kern der Sache“ zu verstehen. Sie meinen, fähig zu sein, unterscheiden zu können, was von dem, das der nL sagt, der Wahrheit entspräche und was seine „impulsive Ausdrucksweise“ ausmache, die verharmlost und verniedlicht wird wie die Angst von kleinen Kindern.

Darin steckt der Kern der Manipulation, der E will glauben, den Kern der Sache zu verstehen, weil er den Kern der Sache versteht, wenn andere E sich äußern. Er denkt, alle Menschen seien gleich, und kann nicht begreifen, dass der nL eben innerlich „ganz anders“ ist. Dass der „Kern der Sache“ immer die Absicht des nL ist, die Aufmerksamkeitsenergie vom E zu bekommen, das ist für den E unvorstellbar.

Genauso unvorstellbar wie es für den nL ist, dass der E unterscheiden kann zwischen Realität und Vorstellung und nicht denkt, dass alles „irgendwie nur Vorstellung“ sei. Es gibt eine Menge Philosophen, die deutlich nL sind und durchaus brillant ihre eigene Innenwelt zu beschreiben fähig waren, denkend, dass sie die Wirklichkeit aller Menschen beschreiben.

Es gibt einen Bruch zwischen nL und E und der erzeugt zwei Arten von Menschen. Es sind nicht Mann und Frau und nicht weiss und schwarz, sondern E und nL. Um heraus zu finden, ob der andere nL ist, kann man ganz einfache Tests durchführen. Die Zeit des Anderen ist ein zuverlässiger Test.

Der nL möchte, dass man ihm Aufmerksamkeitsenergie schenkt. Anfangs macht es der E gerne, denn es nährt eine Hoffnung in ihm und der E ist süchtig nach Hoffnung. Aber nachdem er immer wieder Aufmerksamkeitsenergie investiert und Hoffnung um Hoffnung enttäuscht wurden, fängt er an, Bewusstsein für seine Investition an Zeit für den nL zu entwickeln.

Und dann merkt er: „Meine Zeit spielt für den anderen keine Rolle! Ich könnte drei Klone zur Unterstützung haben und würde doch nie „ausreichend“ sein, nie alles schaffen, was ich erledigen soll!“

Dieser Gedanke setzt voraus, dass man noch ausreichend Selbstwertgefühl hat, um einschätzen zu können, dass das Verlangte nicht doch von jedem „normalen Menschen“ locker geschafft werden könnte. Der E zweifelt lieber an seinen Fähigkeiten, als daran, dass er den „Kern der Sache“ nicht versteht und sein Partner ein Mensch ist, der absichtlich so viele Probleme und Schwierigkeiten bereitet, um den E auf Trab zu halten.

Dass dies unterbewusst und mit „nur den besten Absichten“ geschieht, kann sich der E erst recht nicht vorstellen. Der nL verhindert, dass der E sich vorstellen könnte, er sei empathielos und spielt dafür virtuos die Klaviatur der Gefühle des E.

Solange E Sympathie für den nL hat, ihm gegenüber seine Empathie öffnet, ist er „blind“ für die Wirklichkeit des nL. Der nL spielt Opfer, Täter, Retter und Verführer, erzeugt Gefühle im E, die E davon abhalten den Gedanken zu fassen, dass alles nur Theater ist, um weiterhin Aufmerksamkeitsenergie zu bekommen. Dieser Gedanke erscheint dem E - und dabei wird aktiv durch nL unterstützt - als extrem egoistisch.

E meint, er dürfe den offensichtlichen Egoismus seines Partners nicht mit eigenem Egoismus begegnen, sondern vielmehr mit Liebe und Aufopferung ihn dazu bringen, selber Liebe und Aufopferung geben zu können. Er will vorbildlich sein, um seinem Partner zu helfen und nicht dasselbe tun, wie dieser und nur an sich denken.

Er gibt sich der Hoffnung hin, dass er helfen und seinen Partner glücklich machen kann, der Partner schürt sie, wie es nur geht, denn für diese Hoffnung zahlt der E mit seiner Zeit.

Der „faire Zeittausch“ ist eine nachvollziehbare gewertete Zeitmenge des einen gegen die Zeitmenge des anderen. Der Dachdecker deckt ein paar Stunden lang das Dach und kann sich dafür die einen Teil der Zeit vom Lebensmittelproduzenten und vom Koch leisten, der ihm eine Mahlzeit dafür gibt.

Der „unfaire Zeittausch“ ist Aufmerksamkeitsenergie gegen Hoffnung. Aufmerksamkeitsenergie ist hier nicht wie oben eine nachvollziehbar gewertete Zeitmenge. Es kann sich um viele Kurze über einen langen Zeitraum geforderte Aufmerksamkeitszeitspannen handeln, die eine Menge Energie kosten, aber nicht so viel Zeit: permanente Unterbrechungen von Heimarbeit, stundenlange Diskussionen oder Streitereien abends und nachts, die Schlaf kosten und die Qualität der Arbeitszeit am nächsten Tag extrem leiden lassen.

Permanentes Denken daran, was wie gesagt werden muss, damit es nicht zu Streit führt, kostet Aufmerksamkeit und führt zu Fehlern in der Arbeit, die dann noch mehr Zeit verbrauchen.

Loriot "Ich will einfach nur hier sitzen"

 

 

Loriot "Ich will einfach nur hier sitzen" - Gothic II